"Schmerzlicher Themenbereich": Viele Kindergarten-Profis beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern - aber greifen nicht ein

Admin User
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Kinder auf Bänken im Vordergrund mit Erwachsenen, die sie führen, Stühle, eine Tür, ein Fenster und ein Tisch im Hintergrund, Ballons und Text oben.

"Schmerzlicher Themenbereich": Viele Kindergarten-Profis beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern - aber greifen nicht ein

„Ein schmerzhaftes Thema“: Viele Kita-Fachkräfte beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern – greifen aber nicht ein

GÜTERSLOH. Unangemessenes Verhalten von Mitarbeitenden gegenüber Kindern wird in Kindertageseinrichtungen offenbar weit häufiger beobachtet, als in der Öffentlichkeit bekannt ist.

Ein aktueller Bericht deckt besorgniserregende Missstände in der frühen Kindheitsbildung auf. Mehr als ein Viertel der Erzieher:innen und Leitungen gibt an, regelmäßig Situationen zu erleben, in denen sie das Gefühl haben, eingreifen zu müssen, um ein Kind vor dem Verhalten einer Kollegin oder eines Kollegen zu schützen. Die Ergebnisse zeigen eine weit verbreitete Verunsicherung, Personalmangel und fehlende klare Richtlinien darüber, was als angemessener Umgang mit Kindern gilt.

Laut der Umfrage beobachten 27 Prozent der Befragten bedenkliche Interaktionen an den meisten Tagen, fast täglich oder sogar ständig. Ein weiteres Drittel wird an einzelnen Tagen mit solchen Situationen konfrontiert. Dennoch fühlen sich 69 Prozent der Fachkräfte stark oder zumindest belastet, wenn sie den Eindruck haben, dass Kinder Schutz benötigen.

Viele zögern, etwas zu sagen – aus Angst vor Konflikten oder Zweifeln, ob ihre Bedenken ernst genommen werden. Andere sind unsicher, ob ein Eingreifen wirklich gerechtfertigt ist. Die Studie betont, dass selbst bei ausreichender Personalausstattung die Sicherheit der Kinder nicht gewährleistet ist. Fehlende gemeinsame Standards für angemessenes Verhalten verstärken den Druck; in fast keiner Einrichtung herrscht Einigkeit über klare Grenzen. Nur 26 Prozent der Befragten schätzen, dass in ihrem Team respektvoll und wertschätzend kommuniziert wird. Fast die Hälfte erhält zudem nie regelmäßiges Feedback zur eigenen Arbeit.

Fachverbände fordern nun dringend Reformen: mehr Personal, Zeit für Reflexion und nachhaltige Investitionen in Fortbildungen. Die Studie definiert zwar nicht, was genau unter „unangemessenem“ oder „schädigendem“ Verhalten zu verstehen ist, hält aber fest, welche Beobachtungen bei Mitarbeitenden Schutzinstinkte auslösen. Die Forscher:innen warnen, dass das tatsächliche Ausmaß von Fehlverhalten noch höher sein könnte als berichtet.

Kita-Trägerverbände drängen auf konkrete Verbesserungen für den Kinderschutz und die Arbeitsbedingungen. Gefordert werden ausreichende Personalausstattung, Zeit für fachlichen Austausch und langfristige Finanzierung von Qualifizierungsmaßnahmen. Ohne diese Schritte, so die Studie, blieben sowohl die Sicherheit der Kinder als auch das Wohlbefinden der Fachkräfte weiter gefährdet.